Schuljahr 2023/24

Streiche eines „Oberprimaners“: Umjubelte „Feuerzangenbowle“ im GBA

Artikel von Johann Baumann (OVB)

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Ein absoluter Klassiker stand heuer auf dem Theaterprogramm im Gymnasium Bad Aibling: Die „Feuerzangenbowle“ in der Bühnenfassung von Wilfried Schröder. Die Handlung beginnt mit einem Feuerzangenbowle-gestützten Treffen von vier älteren Herren, die dem jungen und erfolgreichen Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer von ihren früheren schulischen Späßen berichten.

Pfeiffer war in seiner Schulzeit jedoch von einem privaten Hauslehrer unterrichtet worden und hatte dadurch keine Schulgemeinschaft erlebt. Nach anfänglichem Zögern lässt er sich überreden, diese fehlenden Erlebnisse nachzuholen und als Oberschüler „verkleidet“ für ein paar Wochen das Gymnasium Bad Aibling zu besuchen. Er reiht sich in die Oberprima (Abschlussklasse) ein, die ihn anfangs kritisch beäugt. Schnell wird er aber integriert und heckt zusammen mit seinen Klassenkameraden gelungene Schülerstreiche aus. Als Pfeiffers „energische“ Verlobte Marion anreist und ihm ein Ultimatum zur sofortigen Rückreise nach München stellt, entscheidet er sich für den Verbleib an der Schule. Zudem hatte er inzwischen zarte Bande zur Gesangslehrerin Eva, der Tochter des Schuldirektors, geknüpft. Er offenbart ihr seine wahre Identität, doch sie nimmt ihn nicht ernst. Durch diese Zurückweisung gekränkt, beschließt er, seinen Verweis aus der Schule zu provozieren. Als ihn Chemielehrer Crey zu sich nach Hause bestellt, nutzt er die Gelegenheit, dessen Uhren heimlich eine Stunde zurückzudrehen. Dadurch erscheint dieser am nächsten Tag zu spät in der Schule - just als der Oberschulrat das Gymnasium besucht, um Professor Creys Eignung für das Direktorat einer eigenen Schule zu prüfen. Pfeiffer schlüpft in die Rolle Creys und hält den Unterricht. Als dies dem Lehrerkollegium auffällt, fleht Direktor Knauer ihn an, den Schwindel weiterzuspielen, um die Peinlichkeit vor dem Oberschulrat zu verbergen, und sichert ihm Straffreiheit zu. Gerade als der Oberschulrat, zufrieden mit dem erlebten Unterricht, abreisen möchte, stürmt der echte Crey zur Tür herein und steht Pfeiffer gegenüber. Der Oberschulrat empfiehlt den beiden Herren, sich zu einigen, wer denn nun der echte Crey sei, und reist ab. Pfeiffer beendet die Maskerade und erwartet seinen Hinauswurf für diese Aktion, doch Direktor Knauer hatte ihm ja Straferlass zugesichert. Da sich seine Tochter zu Pfeiffer bekennt, stimmt er notgedrungen der Verbindung der beiden zu und ermöglicht ein Happy End.

Das Stück war nicht nur durch kreative Ideen des Regie-Tandems Barbara Schlögel und Katja Becker angereichert, sondern auch durch die im Textbuch nicht enthaltene Rolle des Schülers Michael Beer. Damit wurde der scheidende Schulleiter aufs Korn genommen und in einer eigenen Szene von der extra einberufenen Lehrerkonferenz dessen Schulverhalten „durchleuchtet“. Dabei stellte sich heraus, dass der Schüler Beer zwar meist eine ganz spezielle Sicht auf bestimmte Dinge habe, aber im Großen und Ganzen „ein ordentlicher Schüler“ sei. Daher wurde das Ansinnen von Professor Crey, ihn wegen einer vermeintlichen „Obsession“ zu disziplinieren, abgelehnt. Der „echte“ Schulleiter amüsierte sich köstlich über „seine Bühnenpräsenz“, klatschte Beifall und sprach am Ende von einer „unglaublichen Aufführung“. Auf die Frage unserer Zeitung an die Beer-Darstellerin Veronika Barthel erklärte sie: „Ich spüre schon einen gewissen Druck, aber es macht viel Spaß“. Dem rundum überzeugenden Ensemble kam zudem die eigene „schulische Milieuerfahrung“ zugute und es sprühte geradezu vor Spielfreude. Das hellauf begeisterte Publikum spendete häufigen Szenenapplaus und einen schier nicht enden wollenden Schlussbeifall. 

Schuljahr 2022/23

Wie man in den Wald hineinruft… oder: Die Legende von Robin Hood

Die Theater-AG startete in dieses Schuljahr voller Tatendrang mit 34 bühnenbegeisterten Schauspielern der 6. bis 8. Klassen, noch beflügelt vom großen Erfolg der „Schatzinsel“-Produktion beim Zamma-Festival im Sommer 2022.

Das Stück war schnell ausgesucht – den Helden der großen Klassiker blieb man dabei treu und fasste den Plan, „Robin Hood“ zu inszenieren: Robin Hood, dem Gerechtigkeit über Gehorsam geht, der nicht bereit ist, alles hinzunehmen, der selber nachdenkt, menschlich fragwürdiges Handeln anprangert und die Bösen zur Rechenschaft zieht.

SHERWOOD-DIE LEGENDE VON ROBIN HOOD – so heißt die Bühnenfassung von Holger Gottschalk, die genug Raum auch für eine größere Gruppe an Akteuren bietet und nun in diesem Schuljahr umgesetzt werden sollte. Die Vorfreude war riesig!

Wie aber bitte soll man den großen Sherwood-Forest und diverse herrschaftliche Anwesen auf die Bühne des Gymnasiums bringen? Zuerst holt man sich Inspiration bei den Profis!  Und so machten sich die Schüler:innen gemeinsam mit Frau Becker am Ende der Weihnachtsferien auf ins Münchner Volkstheater zum „Brandner Kaspar“, wo sie nicht nur das überaus lustige und spritzig inszenierte Theaterstück genießen konnten, sondern dank Sepp Staber, der schon für die „Schatzinsel“ das Bühnenbild baute, durch den Intendanten und Regisseur Christian Stückl eine Führung hinter den Kulissen bekamen. Groß wurden da die Augen! Drehbühne, Schubladensystem für den Kulissentausch in kurzer Zeit – ja, das wäre doch etwas für unsere Aula! Und die Schauspieler in Aktion zu sehen sorgte auch für die ein oder andere Idee für das eigene Spiel auf der Bühne…

Nachdem nun aber der Traum von der Drehbühne leider ein Traum bleibt, mussten andere Ideen her.

Und so folgte Schritt Nummer 2: die Theatertage. Denn in diesem Jahr fuhr das Unterstufentheater zum ersten Mal zusammen mit dem Chor für drei Tage ins Schullandheim nach Agatharied. Auch hier zeigte sich der Förderverein der Schule großzügig: Nachdem er bereits den Bus ins Volkstheater gesponsert hatte, übernahm er nun auch die Kosten für einen Workshop mit einer waschechten Bühnenbildnerin! Claudia Weinhart, die uns bereits in den Vorjahren mit Tipps unterstützt hatte, arbeitete drei Tage lang mit den Schülern zusammen Ideen zum Bühnenbild für „Robin Hood“ aus. In Kleingruppen entstanden so die verschiedensten Einfälle, wie man den Wald darstellen könnte. Eine dieser Ideen wurde dann auch umgesetzt – danke an Claudia und alle Beteiligten!

Mit an Bord war nun neben Frau Becker auch Frau Eder, die spontan für die länger erkrankte Frau Schlögel einsprang und bis zu den Aufführungen bei allen Proben tatkräftig unterstützte, genauso wie Herr Klausner, der im zweiten Halbjahr zur Regieassistenz dazustieß.

Der Unterstufenchor sollte außerdem - wie bei der „Schatzinsel“ - auch bei „Robin Hood“ den musikalischen Rahmen gestalten. Dazu wurden eigens Lieder aus der „Schule der magischen Tiere“ mit neuen Texten versehen, passend zur Legende von Robin Hood. Begeistert und lautstark sind so auch unsere jüngsten Sänger mit Einsatz dabei.

Was fehlt nun noch? Die Umsetzung!

Bei vielen Zusatzproben auch am Wochenende (danke an alle Eltern!) haben die Schüler dann Stück für Stück daran gearbeitet, Robin und den Merry Men, Lady Marian und den übrigen Damen, Prinz John und seinen Getreuen sowie Bruder Tuc und allen anderen Figuren Leben einzuhauchen. Lange Texte wurden gelernt, an der Körpersprache gefeilt, lautes Sprechen geübt, Kostüme organisiert und genäht (danke an alle fleißigen Helfer!), an der Bühne geschraubt, Papier gefaltet, Draht gebogen, Bilder gemalt, Technik und Licht instruiert und - verzweifelt, aber meist erfolgreich - versucht, Ordnung zu wahren (bei 34 Schauspielern und unzähligen Requisiten und Kostümteilen ist das gar nicht so einfach). Die Hausmeister unterstützten das große Projekt dabei tatkräftig und steuerten viele tolle Ideen für die technische Umsetzung der kreativen Einfälle bei – ohne Herrn Litt und Herrn Rotter hätte vieles nicht funktioniert. Danke!

Und dann? Vorhang auf!

In der voll besetzten Aula startete das diesjährige Theaterstück in bewährter Weise mit dem Unterstufenchor, der das Publikum thematisch auf das Stück einstimmte und auch immer wieder zu den Szenen passgenaue musikalische Beiträge beisteuerte. 

Und dann ist es soweit – Robin Hood kommt auf die Bühne. Er will alles richtig machen, will das Gesetz achten und ehrbar leben. Aber er kann das große Unrecht, das Prinz John im Namen der Krone verübt, nicht hinnehmen und findet im Wald Unterstützer. 

Die Theatergruppe spielt mit spürbarer Begeisterung, die jungen Schauspieler haben ihre Rollen wirklich verinnerlicht: der zunächst zögerliche Robin, seine königstreuen Eltern, die frustrierten Merry Men, der ob seines Trinkgelübdes (4 Liter Rotwein pro Tag!) dauerbetrunkene Bruder Tuc, die zackigen Wachen, die hungernden Bauern auf Fasanenjagd, Sultan Saladin und König Richard, Lady Marian, die mit dem Mittelalter und der Rolle der Frau hadert, ihre Zofe, die auf das junge Fräulein energisch aufpasst, der Sheriff und Guy of Gisbourne, der erfrischend bayrisch spricht, Hexe, Abt, Koch, Henker und alle anderen sowie die schwierige Rolle des Verräters Ket - ausnahmslos alle vertreten ihre Rolle überzeugend und begeistern das Publikum in der Aula. Unter tosendem Applaus wird am Ende alles gut - König Richard ist zurück und alle Verbrecher verbannt, Recht und Ordnung sind wieder hergestellt.

Und gut, dass der Autor Holger Gottschalk offenbar auch einmalige historische Quellen hat, denn die Figur des Schelms wird sonst ja immer unterschlagen, dabei ist er so wesentlich für die Entwicklung Robins zum Rächer der Armen! Hier der Beweis - denn als Robin nicht so recht von sich aus aktiv wird, setzt der Schelm den entscheidenden Impuls:

 

SCHELM        Geht da lang [deutet nach rechts], tiefer in den Wald hinein! Werdet ungehorsam, wehrt Euch, steht auf und kämpft für Gerechtigkeit! Helft denen, die sich selbst nicht helfen können!

ROBIN             Ich ganz alleine?

SCHELM          Ihr seid nicht alleine, Robin! Es gibt viele von euch. Nur fehlt ihnen der Anführer.

 

Es ist so, wie es der Schelm vorhersagt:  Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es

zurück, und die Merry Men rufen quasi stimmgewaltig zurück und schreiten mit Robin zur Tat. Und das nehmen wir vielleicht mit aus diesem Stück: Sich wehren, einstehen für die gerechte Sache, sich zusammentun, denn allein schafft man wenig – gemeinsam aber kann große Stärke entstehen!

 

Barbara Schlögel

 

 

Schuljahr 2021/22

Klassiker von Theatergruppe neu interpretiert:  Bad Aiblinger Schüler bringen frischen Wind aufs Schiff

OVB online 08.07.2022  11:17 Uhr

Die Theatergruppe und der Unterstufen-Chor des Gymnasiums Bad Aibling führen „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson auf. 

Stimmgewaltig, spritzig und mit viel Charme haben die Theatergruppe und der Unterstufen-Chor des Gymnasiums Bad Aibling am Dienstagabend ihre Interpretation von Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel“ abgeliefert. Der berühmte Jugendbuchklassiker wurde dabei einer Verjüngungskur unterzogen und einige tragende Rollen umgeschrieben.

Aus Schiffskoch John Silver wurde beispielsweise Jane Silver, was an dem durchtriebenen Charakter der Person nichts änderte. Auch in dem vom Chor gesungenen Lied müssen „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren“ dementsprechend nicht wie in dem alten Seemannslied „Männer mit Bärten“, sondern nun auch „Frauen mit Köpfchen“ sein. Um allen die mitspielen wollten eine Rolle zu ermöglichen, wurden dem Original des Verlags für Kindertheater neue Rollen dazugeschrieben.

Gymnasium und Berufsschule arbeiten zusammen

Das jährliche Theater des Gymnasiums war Teil des ZAMMA-Kulturfestivals, das noch bis Samstag in Bad Aibling stattfindet. „Das Plus in diesem Jahr ist die Zusammenarbeit mit der Berufsschule Bad Aibling“, so Barbara Schlögel, Leiterin der Theatergruppe, die das Mammutvorhaben mit ihrer Kollegin Katja Becker umsetzte. „Josef Staber von der Bautechnikabteilung der Berufsschule hat uns für die Bühne einen ‚Zauberwürfel‘ gebaut. So etwas können wir an der Schule nicht stemmen“, fügte sie hinzu.

Ein veränderbares Holzelement dient als Bar, Schiff und Blockhütte

Das veränderbare Holzelement fungiert, in der ersten der 20 Szenen, als Bar „Admiral Benbow“. Auf diese steuert, in der Hoffnung auf einen Drink, ein alter blinder Seemann zu. Nach einigem Geplänkel, da dieser weder reserviert, noch einen 3G-Nachweis hat, bekommt der alte Geselle seinen Stoff und der ihn bedienende Jim unverhofft die Karte der Schatzinsel. So nimmt das Abenteuer seinen Lauf. Die hölzerne Bar verwandelt sich für viele Szenen in ein geräumiges Schiff, das im Schlussteil wieder zur Blockhütte auf der Schatzinsel schrumpft.

Theaterstück mit modernen Liedern aufgewertet

Auf der Insel lebt seit einigen Jahren Ben Gunn. Er ist ein Hippie mit Vorliebe für Parmesankäse, der „totally gewaltfrei“ lebt und sich quasi „staatenlos“ aus allem heraushalten möchte. Viele Figuren des Stücks eröffnen den Schülern die Möglichkeit, sich auszuprobieren und dabei Klischees zu folgen oder, diese bewusst zu brechen. Auch musikalisch passt vieles nicht nur gut zum Stück, sondern auch zu den jungen Protagonisten, wie gleich zu Beginn der „Wellerman“ oder das Seefahrerlied „We know the way“, das der Version aus dem Computeranimationsfilm „Moana“ entspricht.

Den polynesischen Sound unterstützen Buben, die Boomwhackers schwenken. „Wir wollten mit unseren Jungs rhythmisch was machen auf der Bühne“, erklärt Susanne Tutert, die für die Musik zuständig war und am Klavier begleitete. Nicht nur für die Musik, auch für extravagante Kostüme, rasante Fechteinlagen und die Beleuchtung wurde in Eigenregie gesorgt. Seit Januar probten die Mitwirkenden zwei Doppelstunden pro Woche.

re/BS