Wir Schüler des P-Seminars „Straßenmusik“ aus der Q12 des Gymnasiums Bad Aibling, haben es tatsächlich geschafft. Mit Fahrrad und Zug haben wir auf dem Eisacktalradweg die Städte Sterzing, Brixen, Bozen und Salurn bereist. Mit an Bord waren unsere Lehrer Susanne Tutert (Musik) und Maximilian Kaufmann (Sport), die dieses Projekt-Seminar der Oberstufe leiteten. Unser Ziel und unsere Aufgabe war, weitgehend alles – von Zugverbindungen über Genehmigungen in den Städten bis zu den Unterkünften – eigenständig zu organisieren. Die Planung begann schon im Juli 2018, da es festzulegen galt, wer sich worum kümmert. Neben organisatorischen Dingen stand auch an der dienstäglichen Tagesordnung, Lieder einzuüben, zu transponieren, zu arrangieren, Texte einzustudieren, umzuschreiben, Stimmen zu notieren und das Ganze schließlich so klingen zu lassen, dass möglichst viele Leute unsere Lieder wiedererkennen, stehen bleiben und sich dafür begeistern. Zusätzlich dazu hat jedes Mitglied ein Referat zu unseren Stationen vorbereitet, damit die Reise auch in dieser Hinsicht einen kulturellen Mehrwert bietet. Im Vordergrund standen für uns ab dem ersten Moment der Spaß am Musizieren, das Zusammensein und die Aufgabe, gemeinsam viele verschiedene Songs auf die Beine zu stellen. Unser Spektrum war so breit wie die Masse unseres Publikums und reichte von „Price Tag“ über vierstimmige Chorsätze von Frau Tutert bis hin zu Pink Floyd. Sämtliche Genres übergreifend hatten wir Pop, Rock, Rap, Blues, Volksmusik und vieles mehr im Petto. Vom Spielen der Songs war selbstverständlich auch eine instrumentale Begleitung nicht wegzudenken. Mit auf die Reise gingen insgesamt vier Gitarren, eine Ukulele, eine Klarinette, eine Cajon, diverse Percussion-Instrumente, zwei Mundharmonikas, drei Sopräne, vier Alti, drei Tenöre und vier Bässe.
Wir starteten mit Fahrrad und leichtem Gepäck am Mittwoch, dem 18.09.2019 um 6:42 Uhr in morgendlicher Frische am Gymnasium Bad Aibling. Nach rund einer Stunde erreichten wir den Bahnhof Rosenheim, um um 8:14 Uhr mit dem EC81 auf den Brenner zu fahren. Von dort radelten wir rund anderthalb Stunden bergab ins beschauliche Sterzing, um zu rasten, Brotzeit zu machen und zu musizieren. Zwei Kilometer hinter Sterzing erlitt leider ein Hinterrad Achsbruch und musste repariert werden. Nach der einstündigen Zwangspause konnten wir endlich weiterfahren und trudelten am späten Nachmittag in der Jugendherberge in Brixen ein. Nach einem ausgiebigen Abendmahl an einer langen Tafel im Kutscherhof fielen alle recht bald erschöpft ins Bett.
Am nächsten Morgen warteten dann der Brixner Dom und die Stadt mit ihrem Publikum auf uns. Die meiste Zeit beschallten wir die Passanten in versammelter Mannschaft, da sich bald herausstellte, dass neben der Qualität der Musik besonders die Präsenz, die man mit vielen Stimmen und Instrumenten produziert, für den Erfolg auf der Straße entscheidend ist.
Am folgenden Tag brachen wir sehr bald auf, um Bozen anzusteuern und auf dem Weg die Trostburg oberhalb des kleinen Ortes Waidbruck zu besuchen. Auf der Burg führte uns eine bezaubernde alte Dame durch die Gemächer des Minnesängers Oswald von Wolkenstein, woraufhin wir als Dank ein altes Minnelied von 1200, und die Songs „Hallelujah“ und „Hymn“ zum Besten gaben. Gegen Mittag führten wir unsere Reise nach Bozen fort und mussten wegen eines Missverständnisses bis nach Salurn, dem südlichsten Ort Südtirols, weiterfahren, da die Zimmer in Bozen falsch reserviert waren. Letztendlich waren wir sehr erleichtert, im idyllischen Salurn gelandet zu sein, da die Jugendherberge dort eine sehr gruppenfreundliche und gemütliche Unterkunft war.
Der letzte Tag brachte neben dem Rückweg in die Landeshauptstadt Südtirols auch den krönenden Abschluss der musikalischen Reise nach insgesamt 200 Kilometern mit dem Fahrrad mit sich. Das Publikum war wieder ein anderes als in Sterzing und Brixen, weshalb wir unser Repertoire erneut abgeändert haben, um noch mehr Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Und tatsächlich konnten wir teilweise bis zu 30 Zuschauer um uns scharen, wodurch wir uns in unserem Schaffen noch mehr bestätigt fühlten – unser aller Mühen haben sich mehr als gelohnt.
Knapp zwei Monate vor der eigentlichen Reise testeten wir an einem Mittwochvormittag auf dem Max-Joseph-Kopfsteinpflaster in Rosenheim, wie unsere Lieder vor fremdem Publikum ankommen. Sowohl in Anbetracht des materiellen Verdienstes (einige hundert Euro), als auch in Anbetracht der intensiven Zeit und der gemeinsamen Verbundenheit zur Musik waren sich alle Teilnehmer einig, dass diese musikalische Reise mehr als ein voller Erfolg und ein unvergessliches Erlebnis für alle war!
Julian Berndl, Q12