Streiche eines „Oberprimaners“: Umjubelte „Feuerzangenbowle“ im GBA

Artikel von Johann Baumann (OVB)

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Ein absoluter Klassiker stand heuer auf dem Theaterprogramm im Gymnasium Bad Aibling: Die „Feuerzangenbowle“ in der Bühnenfassung von Wilfried Schröder. Die Handlung beginnt mit einem Feuerzangenbowle-gestützten Treffen von vier älteren Herren, die dem jungen und erfolgreichen Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer von ihren früheren schulischen Späßen berichten.

Pfeiffer war in seiner Schulzeit jedoch von einem privaten Hauslehrer unterrichtet worden und hatte dadurch keine Schulgemeinschaft erlebt. Nach anfänglichem Zögern lässt er sich überreden, diese fehlenden Erlebnisse nachzuholen und als Oberschüler „verkleidet“ für ein paar Wochen das Gymnasium Bad Aibling zu besuchen. Er reiht sich in die Oberprima (Abschlussklasse) ein, die ihn anfangs kritisch beäugt. Schnell wird er aber integriert und heckt zusammen mit seinen Klassenkameraden gelungene Schülerstreiche aus. Als Pfeiffers „energische“ Verlobte Marion anreist und ihm ein Ultimatum zur sofortigen Rückreise nach München stellt, entscheidet er sich für den Verbleib an der Schule. Zudem hatte er inzwischen zarte Bande zur Gesangslehrerin Eva, der Tochter des Schuldirektors, geknüpft. Er offenbart ihr seine wahre Identität, doch sie nimmt ihn nicht ernst. Durch diese Zurückweisung gekränkt, beschließt er, seinen Verweis aus der Schule zu provozieren. Als ihn Chemielehrer Crey zu sich nach Hause bestellt, nutzt er die Gelegenheit, dessen Uhren heimlich eine Stunde zurückzudrehen. Dadurch erscheint dieser am nächsten Tag zu spät in der Schule - just als der Oberschulrat das Gymnasium besucht, um Professor Creys Eignung für das Direktorat einer eigenen Schule zu prüfen. Pfeiffer schlüpft in die Rolle Creys und hält den Unterricht. Als dies dem Lehrerkollegium auffällt, fleht Direktor Knauer ihn an, den Schwindel weiterzuspielen, um die Peinlichkeit vor dem Oberschulrat zu verbergen, und sichert ihm Straffreiheit zu. Gerade als der Oberschulrat, zufrieden mit dem erlebten Unterricht, abreisen möchte, stürmt der echte Crey zur Tür herein und steht Pfeiffer gegenüber. Der Oberschulrat empfiehlt den beiden Herren, sich zu einigen, wer denn nun der echte Crey sei, und reist ab. Pfeiffer beendet die Maskerade und erwartet seinen Hinauswurf für diese Aktion, doch Direktor Knauer hatte ihm ja Straferlass zugesichert. Da sich seine Tochter zu Pfeiffer bekennt, stimmt er notgedrungen der Verbindung der beiden zu und ermöglicht ein Happy End.

Das Stück war nicht nur durch kreative Ideen des Regie-Tandems Barbara Schlögel und Katja Becker angereichert, sondern auch durch die im Textbuch nicht enthaltene Rolle des Schülers Michael Beer. Damit wurde der scheidende Schulleiter aufs Korn genommen und in einer eigenen Szene von der extra einberufenen Lehrerkonferenz dessen Schulverhalten „durchleuchtet“. Dabei stellte sich heraus, dass der Schüler Beer zwar meist eine ganz spezielle Sicht auf bestimmte Dinge habe, aber im Großen und Ganzen „ein ordentlicher Schüler“ sei. Daher wurde das Ansinnen von Professor Crey, ihn wegen einer vermeintlichen „Obsession“ zu disziplinieren, abgelehnt. Der „echte“ Schulleiter amüsierte sich köstlich über „seine Bühnenpräsenz“, klatschte Beifall und sprach am Ende von einer „unglaublichen Aufführung“. Auf die Frage unserer Zeitung an die Beer-Darstellerin Veronika Barthel erklärte sie: „Ich spüre schon einen gewissen Druck, aber es macht viel Spaß“. Dem rundum überzeugenden Ensemble kam zudem die eigene „schulische Milieuerfahrung“ zugute und es sprühte geradezu vor Spielfreude. Das hellauf begeisterte Publikum spendete häufigen Szenenapplaus und einen schier nicht enden wollenden Schlussbeifall.